Blender.
Heute habe ich wieder eine Perle einer schönen deutschen medialen Berichterstattung gefunden: der Artikel, welcher den Autor bei einer solch umfassenden Recherche bestimmt mehrere Stunden gekostet hatte, hatte die Hauptintention, dass Depressionen für Angehörige einer betroffenen Person kaum übersehbar seien.
Die Tatsache, dass Betroffene mit ihren Problemen nicht 'einfach so' rausrücken, und allen Arbeitskollegen davon erzählen (hehe, was für ein Paradoxon [mit den Problemen an die Öffentlichkeit gehen....worüber schreibe ich hier nochmal?]) ist sogar gar nicht so erlogen wie der Rest des Artikels. Niemand redet gerne mit unvertrauten Personen über persönliche Angelegenheiten (Paradoxon Nr.2). Meistens könne man, dem Autor nach, eigene Probleme nur von oberflächlich bekannten Personen hinter einer Fassade verstecken; dies könne man bei Angehörigen jedoch nicht, da diese eine Veränderung im Verhalten der Person bemerken würden.
Was für eine geniale Berichterstattung: im Grunde sagt der Artikel aus: 'mach dir keine Sorgen dass es deinen Mitmenschen schlecht geht, du merkst das schon wenns Ihnen schlecht geht'. Schön die Leserschaft beruhigen. Warum sollte man sich auch selbst Gedanken machen und auf seinen eigenen Verstand hören, wenn es darum geht, zu ergründen ob es Personen welche einem wichtig sind gut geht. Achja stimmt, ich vergaß, dass das ja nicht so bequem ist und man sich lieber sein Verhalten diktiert bekommt. Warum soll ich mir Gedanken machen, wenn das schon andere für mich übernehmen? Bei jedem 'schlimmen' Ereignis wird ein Sündenbock gesucht, welcher eine passende Erklärung bietet. Im Falle des in den Alpen abgestürzten Flugzeuges sind es die Depressionen des Co-Piloten. Die Schlagzeile 'Parallelen zu einem Amoklauf' hat mir persönlich am besten gefallen. Das ist genau das, was depressive Menschen gebrauchen können. Wieder einmal wird dafür gesorgt, dass Menschen immer mehr davor Angst haben, mit ihren Problemen an die 'Öffentlichkeit' zu gehen. Bravo Deutschland, ich bin stolz auf dich!
Du weißt nie was in einem Menschen vorgeht, egal wie sicher du dir bist. Ein einziges Muskelzucken im Mundwinkel reicht um sich eine Meinung zu verschaffen wie es einem Menschen geht. Du wirst jeden Tag angelogen ohne das du es bemerkst. Wie denn auch, die Person hat doch so freundlich gelächelt. Wir alle verstecken uns hinter einer Maskerade aus Lügen um ein Bild von uns auf unsere Mitmenschen zu projizieren → 'so würden wir gerne sein'. Wir blenden uns alle Gegenseitig. Doch anscheinend können manche Menschen ihre Fassaden glaubhafter gestalten als Andere. Dichtere, stärkere Mauern. Grelleres Licht.
Du, der du gerade diesen Text liest, könntest mir in einer halben Stunde gegenüber sitzen. Du würdest nie im Leben daran denken, dass ich mir vorstelle mir das Leben zu nehmen. Warum denn auch, ich mache ständig Witze, lache viel und bin so gar nicht der stereotypische 'Psycho'. Nun sitzen wir hier, unterhalten uns über das One-Night-Stand vom letzten Wochenende, lachen, machen Witze, und während ich dir ins Gesicht lache stelle ich mir vor mir die Pulsadern aufzuschneiden.
Bilde dir nicht ein erkennen zu können ob es einer Person gut geht oder nicht. Wir alle sind Schauspieler die eine bestimmte Rolle, einem bestimmten Platz in diesem Theater einnehmen. Nicht mehr, nicht weniger. Und hinter die immer aufsitzende Maske einer Person kannst du nur gucken, wenn diese es zulässt. Es gibt keine andere Möglichkeit.
p.s. Es tut mir leid, dass es in letzter Zeit relativ wenige Einträge gab. Ich bin im Moment sehr beschäftigt, und komme nur selten dazu meine Gedanken auf Papier zu bringen. Des weiteren habe ich genug 'Dinge', die mich ablenken, sodass ich mich meinen Ängsten nicht stellen muss (ich weiß selbst nicht, ob dies gut ist). Jedoch werde ich nicht aufhören euch mein Leiden mit einer melancholisch-aggressiv-revolutionären Geisteshaltung mitzuteilen ;)
Schön zu lesen, dass du nich aufhörst... :o)
Im übrigen, teile ich deine Meinung, was das "Erkennen" einer Depression bei anderen Menschen angeht.
Zum einen habe ich selbst lange Zeit benötigt um das was ich da habe - an mir selbst- als Depressionen / psychische Erkrankung zu erkennen... bzw. auch anzuerkennen.
Ich denke selbst betroffene haben einen gewissen Fühler ihres gleichen zu erkennen... aber Außenstehende, die meist schon von Haus aus viel zu oberflächlich sind als das sie weitergehendes Interesse daran hätten sich mit dem Befinden ihrer Mitmenschen wirklich auseinander zu setzten...
Abgesehen davon, dass in meinen Augen mehr als "nur" eine einfache Depression dazu nötig ist einen ERWEITERTEN Suizid zu begehen. Vor allem handelte es sich hier nicht um die Kinder oder den Partner sondern um dem Piloten völlig fremde Menschen.... Er wollte mit einem Knall von der Bildfläche verschwinden...seinen Moment - fragwürdigen- Ruhm... dem ihm die Presse ja nun auch fleißig bietet. Eine schlechte Message für Menschen die evtl. ähnliche Gedanken hegen.
Plus der Tatsache das-für andere Menschen ungefährliche- depressive Menschen beim gemeinen und uninteressierten Volk weiter stigmatisiert werden...
Traurig... aber es überrascht mich nicht...
Den Prozess bei einem Selbst kann ich natürlich nur von meiner Position aus beurteilen. Wir kennen uns nur so wie wir sind, wir haben meistens keinen Vergleich zu 'normalen' Personen...deshalb fällt uns unser Zustand auch nur bei einem Vergleich mit anderen Personen auf.
Und ja, das kann ich mir auch gut vorstellen. Ich glaube behaupten zu dürfen, dass ich eine ziemlich gute Menschenkenntnis besitze und Menschen relativ gut einschätzen kann. Eventuell ist dies einer der Gründe, weshalb ich -genau wie du es sagst- meistens Merke wenn es Personen ähnlich geht wie mir. Schon lustig, dass ich mir gerade das einbilde, was ich in diesem Blogeintrag kritisiere ;)
Natürlich ist mehr dafür 'nötig'. Allerdings kommt eine psychische Erkrankung seltenst alleine. Das Problem ist, dass es die Medien nicht interessiert was wirklich passiert ist bzw. wieso, sollange ihre Einschaltquoten hoch genug sind. Profit ist alles. Leider gibt es wenige Menschen, welche multiperspektivisch genug denken können, um über solche Verallgemeinrungen hinweg bzw. hindurch sehen zu können.
Mich überrascht es auch nicht sonderlich, ich finde es genau wie du sehr traurig. Dies sind die Dinge, welche ich irgendwie verändern will.
Was lernt man daraus?
Eigentlich sind es die vermeidlich gesunden die "therapiert" werden sollten und die psychisch kranken sind vielleicht nicht immer einfach, aber am Ende doch manchmal die bessere und aufmerksamere Gesellschaft. ;o)
Wie stellst du dir vor diese Dinge verändern zu wollen?
Eine sehr nette Umschreibung ;)
Eine gute Freundin, welche über meinen Zustand bescheid wusste, verglich mich in Kombination mit einer anderen Bekannten deren Zustand meinem gleicht, mit einer Atombombe. Wie du bereits erwähntest, zwei depressive Menschen tun sich nicht unbedingt gut. In diesem Fall hätte die Kombination aus der Bekannten und mir wahrscheinlich wirklich das explosionspotential einer Atombombe gehabt, da unsere Zustände zu ähnlich sind, als das wir uns gegenseitig helfen könnten. Jedoch steht eines fest: die bessere und aufmerksamere Gesellschaft waren füreinander auf jeden Fall ;)
Zum Beispiel durch diesen Blog. Ich möchte die Menschen zum eigenständigen Nachdenken anregen. Natürlich ist dies ein lange andauernder Prozess welcher nicht so leicht in Gang gesetzt werden kann, jedoch versuche ich einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen.
Ich denke zumindest die Kombination zweier depressiver Menschen die suizidal sind oder zu Selbstverletzung neigen wäre eine wirklich gefährliche Mischung... der evtl. aufkommende romantisierte Gedanke gemeinsam ..."zu gehen"... wäre sehr naheliegend.
Die berühmten zwei Seiten der Medaille... die Krankheit mit all ihren Nachteilen und Dämonen auf der einen Seite ... und die "Fähigkeiten" die sie auf der anderen Seite mit sich bringt ... die durchaus einen Vorteil in sich tragen. Schon verrückt.
Das du andere Menschen zum eigenständigen denken anregen möchtest finde ich wirklich gut. Selbst wenn es nur eine Person ist, bei der es auf fruchtbaren Boden fällt... so hat man doch etwas zum positiven verändert! Man muss nur auch hier - auch aus selbstschutz- auf sich acht geben und gelegentlich daran erinnern nicht zu viel von sich selbst und den anderen zu erwarten.
Ja, dieser Gedanke ist wirklich sehr naheliegend, darüber hatte ich hier ja auch schon geschrieben.
Ehrlich gesagt habe ich das noch nie so gesehen. Also ich bin nie auf den Gedanken gekommen, dass diese 'Fähigkeiten' durch meinen Zustand kommen könnten. Ich dachte bisher, dass das alles nichts miteinander zu tun hat..also das was ich bin/kann/werden will etc. mit dem was in mir los ist. Das ist ein völlig neuer Gedankengang den du mir da eröffnest. Danke dafür.
Jeder Mensch zählt. Je mehr desto besser ;) ...und natürlich erwarte ich nicht das überhaupt jemand meine eigene kleine Revolution versteht bzw. dabei mitmacht, und genau deshalb freue ich mich noch mehr falls dies doch einmal der Fall sein sollte.
Nun, ich denke, dass es diese "Fähigkeiten" damit in Zusammenhang stehen ... je mehr Menschen ich kennenlerne desto mehr begegnen mir mit diesen Paralellen.
Es wäre ein komischer Zufall - falls es einer ist. Außerdem hätte dann alles fast soetwas wie einen Sinn... etwas positives bei all dem negativen. Ich finde, dass kann man erstmal so stehen lassen oder? ;o)
Ich finde es gut, dass du das machst und denke ähnlich ... Wobei mein derzeitiges Projekt die eigene Authensität ist. Nicht so einfach wie man immer glaubt...
Es wäre sehr schön wenn es so wäre...wobei ich dann wiederrum Angst hätte, diese Fähigkeiten zu verlieren falls ich irgendwann mal zu einem Psychotherapeuten gehen sollte..
Die Authenzität vor anderen oder vor dir selbst?
*Lach* Also ich bin seit letztem Jahr in einer Psychotherapie.
Ich habe, im Gegensatz zu dem was ich von vielen gelesen habe, Glück und eine gute Therapeutin.
Aber es ist ja nicht so das man ... umgekrempelt und "geheilt" wird ... so fühlt es sich für mich nicht an. Es hat eher etwas davon ... weiter zu verfeinern wie man damit umgeht. Oft sind es nur kurze Einwände seitens meiner Therapeutin die mich dazu anregen mich / mein Handeln / eine Situation / eine Person in einer ganz anderen Perspektive betrachten. Strategien entwickeln. Mir hilft besonders das gemeinsame reflektieren der Dinge... und das auf einem höheren Nivot...
Eine Therapie ist alles andere als leichte Kost... aber ich bin wirklich froh sie begonnen zu haben!
Die Authenzität sowohl vor anderen als auch vor mir selbst. Das ist in meinen Augen eine sehr sehr wichtige Hürde um glücklich zu werden.
Das glaube ich dir...ich bin immer noch dabei eine/ -n passende/-n Therapeut/-in zu finden. Nicht ganz so leicht als gesetzlich versicherter Patient ;)
Da gebe ich dir recht, immerhin baut darauf alles was du sagst und tust auf. Jedoch musst du erst einmal mit dir selbst im 'Reinen' sein, bevor du vor anderen authentisch bist...sonst würdest du dich selbst anlügen.
Du wirst lachen, ich bin auch nur popeliger Kassen-Patient. ;o)
Ich hatte, denke ich, einfach nur viel Glück. Sie war diejenige, die am schnellsten verfügbar war und es passt zwischen uns ganz gut.
Richtig. Einfach mal komplett reinen Tisch machen. Das hat etwas von einem Befreiungsschlag ... :o)
Das klingt wirklich gut...ich hatte mich im letzten Monat mal daran gemacht verschiedene Therapeuten anzuschreiben bzw. bei ihnen anzurufen und um ein Erstgespräch gebeten...von 13 Versuchen habe ich 9 Absagen erhalten und nur einmal einen Terminvorschlag, der Rest hatte nicht einmal geantwortet...dauert wohl noch was.
Ja...meistens müssen wir dafür mit der Vergangenheit aufräumen und uns vor Augen führen wer wirklich sind.
wobei ich dann wiederrum Angst hätte, diese Fähigkeiten zu verlieren falls ich irgendwann mal zu einem Psychotherapeuten gehen sollte.
Ich denke eher, dass umgekehrt ein Schuh draus wird: weil diese Fähigkeit so gut ausgeprägt ist, besteht eine Anfälligkeit für eine psychische Erkrankung. Und der Grad, in dem diese Anfälligkeit besteht, ergibt sich aus den unterschiedlichsten Faktoren.
Aber weshalb sollte ich durch eine sehr intensiv ausgeprägte Menschenkenntnis anfälliger für psychische Erkrankungen werden?
(Beinahe) alle Personen haben doch eine Fähigkeit, welche bei ihnen ausgeprägter ist als bei anderen, wären dann nicht alle Menschen automatisch anfällig für psychische Erkrankungen?
Ich kann mir eher vorstellen, dass ich durch meine Erfahrungen und meinen Lebensweg sensibler gegenüber anderen Menschen und diese deshalb meistens richtig einschätzen kann. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass durch diese Fähigkeit eine Depression oder ähnliches begünstigt werden kann..
Menschenkenntnis hat nicht nur etwas mit Erfahrungen, sondern auch mit Sensibilität, Empathie, etc. zu tun. Erfahrung wäre wiederum ein Faktor, der u.a. letzteres beeinflusst.
Grundsätzlich SIND alle Menschen als mit einer Psyche ausgestattete Wesen de facto anfällig für psychische Erkrankungen. Es kommt eben auf den Grad der Anfälligkeit an, und die ergibt sich m.E. nach aus verschiedenen Faktoren wie z.B. Erfahrung, die in Wirkung zu den Anlagen stehen. Wobei Anlagen nicht statisch sind.
Es ist ein komplexes Thema.
Und darum erschließt sich mir auch nicht, warum man seine Menschenkenntnis verlieren können soll, nur weil man eine Psychotherapie macht?
Natürlich sind alle Menschen anfällig für psychische Erkrankungen; allerdings zeigen die jeweiligen Personengruppen (psychisch kranke und gesunde Menschen) deutliche Parallelen untereinander auf...und diese können sich nicht nur durch die Tatsache einer psychischen Erkrankung ergeben, da diese Parallelen auch vor einer solchen Erkrankung auftauchen.
Und falls es dich beruhigt: auch Menschen mit einem Prof. in Psychologie können dir nicht immer eine klare Antwort auf die Fragestellung nach der hier aufgeführten Anfälligkeit geben ;)
Ich bin der Meinung, dass meine Menschenkenntnis - wie du bereits festgestellt hast- auch was mit meiner sensibilität zu tun hat, welche (meines Erachtens nach) durch eine psychische Erkrankung verstärkt wird. Folglich leidet mein Gespür gegenüber anderen Menschen eventuell unter einer Therapie, da meine eigene Sensibilität nicht mehr so intensiv ist...jedoch wäre dies kein Grund für mich eine Therapie zu unterlassen ;)
Na, da sind wir doch gar nicht so weit voneinander weg wie ich dachte :) (Und weshalb ich den Kommentar so überhaupt geschrieben habe - meines Empfindens nach ist es eben umgekehrt.^^")
Nun bin ich erst seit heute Leser deines Blogs und weiß daher nicht (vorausgesetzt, dass du das früher hier geschrieben hast), wodurch deine Depressionen entstanden sind und ob und welche Parallelerkrankungen vorliegen. Für mich mache ich die Erfahrung, dass meine Wahrnehmung eher gestärkt und/oder überhaupt beachtet wird.
Der Anschein oder die Vermutung, dass diese abgeschwächt wird, kommt meiner Idee nach daher, dass eine Therapie vor allem Arbeit an sich selbst ist. Und die Arbeit ist echt anspruchsvoll. Du bist also wirklich erstmalschwerpunktmäßig vor allem mit dir beschäftigt. Kraftreserven sind leider begrenzt, aber meiner Meinung nach ist jedes Quäntchen davon, in das eigene Wachstum investiert, egal ob mit oder ohne Therapie, überaus gut investiert. :)
Desto mehr Kraft und Energie gewinnt man dann ja auch. Und davon profitiert dann auch das "Gespür". ;)
Das ist eine aufmunternde These die du da vertritst. Ich hoffe das du damit recht behälst ;)