Dienstag, 22. Dezember 2015
Kollektiv
Die Rollenbilder unserer Gesellschaft sind, obwohl sich in den letzten Jahren eine deutliche Besserung gezeigt hat, immer noch stark festgefahren. Stammtisch Parolen, rassistische und sexistische Gedanken werden immer noch weiter verbreitet und – obwohl jeder ja ach so tolerant ist – unseren Kindern als Fraß für ihre Zukunft vorgeworfen, damit sie wissen wie sie zu sein haben damit die Gesellschaft sie akzeptiert – ungeachtet davon wie sie gerne sein würden bzw. sind.
Dass Jungen schon von klein auf beigebracht wird, dass weinen bzw. Gefühle zeigen im allgemeinen unmännlich ist (Aggression und andere Abwehrmechanismen einmal ausgenommen), und dass Mädchen, obwohl sie wie bereits erwähnt deutlich emanzipierter werden, immer noch in eine fürsorgliche und somit unter Umständen freiheitsraubende Rolle gesteckt werden sorgt dafür, dass alle diese heranwachsenden Individuen ein Idealbild ihres Geschlechts vorgelebt wird, welches sie in ihrem weiteren Leben so gut wie möglich zu kopieren suchen.

Warum können wir unseren Kindern nicht einfach einmal beibringen, dass sie selbst Dinge hinterfragen, und sich somit ihre eigene Meinung bilden sollen? Wir ziehen unsere Kinder immer noch in einer Schachbrett-Welt auf, die durch gut & böse, gläubig & ungläubig, deutsch & ausländisch geprägt wird. Wir bringen ihnen nicht bei, dass jedes Leben gleich wertvoll und lebenswert ist. Wir geben ihnen nur die Grundbausteine unserer Kultur & Moral mit, welche allerdings komplett überholt und nicht mehr ansatzweise aktuell sind.

Was ist das für eine Gesellschaft, in der ich mich als Mann immer noch schämen muss psychisch Krank zu sein? Warum wird es immer noch als besonders männlich angesehen, unabhängig und stark zu sein, und gleichbedeutend verachtenswert, wenn diese Ideale durch Verzweiflung, der Suche nach Zuneigung und Anerkennung nicht erfüllt werden? Ach stimmt, ich habe vergessen, dass das Gesetz, welches die Gefühle eines Menschen auf emotionaler Ebene einem Geschlecht zuordnet– und aller Offensichtlichkeit nach noch aus unserem Dasein als Höhlenmenschen fortbesteht – immer noch von der Bild publiziert wird. Und an das Gesetz der Gesellschaft muss man sich schließlich halten, wenn man akzeptiert werden möchte.

Wir sind verdammt nochmal alles Menschen. Egal woher wir kommen, an wen oder was wir glauben, welche sexuellen Vorlieben wir haben, wie unsere Vergangenheit unseren Charakter und unsere Psyche geprägt hat. Warum lassen wir nicht jedem Menschen sich so entwickeln, wie er es für richtig hält? Wir müssen lernen, die Fesseln der Gesellschaft abzustreifen, und den nachfolgenden Generationen die Fesseln erst gar nicht aufzwingen.
Wenn es irgendetwas gibt, was ich den nachfolgenden Generationen hinterlassen will, dann ist es der Gedanke an eine bessere Welt, in welcher Toleranz nicht mehr die Tolerierung von Intoleranz bedeutet, in welcher sich Menschen frei entfalten können ohne einander – oder anderen Lebewesen zu schaden. In der jedes Lebewesen seinen eigenen Weg gehen kann, weil wir doch endlich einmal verstanden haben, dass wir alle miteinander verbunden sind, und die Zukunft des Einen von der Zukunft des Anderen abhängig ist.



Warum sind wir uns immer noch zu fremd, um uns als Kollektiv zu erkennen?