Donnerstag, 2. April 2015
Blender.
Heute habe ich wieder eine Perle einer schönen deutschen medialen Berichterstattung gefunden: der Artikel, welcher den Autor bei einer solch umfassenden Recherche bestimmt mehrere Stunden gekostet hatte, hatte die Hauptintention, dass Depressionen für Angehörige einer betroffenen Person kaum übersehbar seien.
Die Tatsache, dass Betroffene mit ihren Problemen nicht 'einfach so' rausrücken, und allen Arbeitskollegen davon erzählen (hehe, was für ein Paradoxon [mit den Problemen an die Öffentlichkeit gehen....worüber schreibe ich hier nochmal?]) ist sogar gar nicht so erlogen wie der Rest des Artikels. Niemand redet gerne mit unvertrauten Personen über persönliche Angelegenheiten (Paradoxon Nr.2). Meistens könne man, dem Autor nach, eigene Probleme nur von oberflächlich bekannten Personen hinter einer Fassade verstecken; dies könne man bei Angehörigen jedoch nicht, da diese eine Veränderung im Verhalten der Person bemerken würden.

Was für eine geniale Berichterstattung: im Grunde sagt der Artikel aus: 'mach dir keine Sorgen dass es deinen Mitmenschen schlecht geht, du merkst das schon wenns Ihnen schlecht geht'. Schön die Leserschaft beruhigen. Warum sollte man sich auch selbst Gedanken machen und auf seinen eigenen Verstand hören, wenn es darum geht, zu ergründen ob es Personen welche einem wichtig sind gut geht. Achja stimmt, ich vergaß, dass das ja nicht so bequem ist und man sich lieber sein Verhalten diktiert bekommt. Warum soll ich mir Gedanken machen, wenn das schon andere für mich übernehmen? Bei jedem 'schlimmen' Ereignis wird ein Sündenbock gesucht, welcher eine passende Erklärung bietet. Im Falle des in den Alpen abgestürzten Flugzeuges sind es die Depressionen des Co-Piloten. Die Schlagzeile 'Parallelen zu einem Amoklauf' hat mir persönlich am besten gefallen. Das ist genau das, was depressive Menschen gebrauchen können. Wieder einmal wird dafür gesorgt, dass Menschen immer mehr davor Angst haben, mit ihren Problemen an die 'Öffentlichkeit' zu gehen. Bravo Deutschland, ich bin stolz auf dich!

Du weißt nie was in einem Menschen vorgeht, egal wie sicher du dir bist. Ein einziges Muskelzucken im Mundwinkel reicht um sich eine Meinung zu verschaffen wie es einem Menschen geht. Du wirst jeden Tag angelogen ohne das du es bemerkst. Wie denn auch, die Person hat doch so freundlich gelächelt. Wir alle verstecken uns hinter einer Maskerade aus Lügen um ein Bild von uns auf unsere Mitmenschen zu projizieren → 'so würden wir gerne sein'. Wir blenden uns alle Gegenseitig. Doch anscheinend können manche Menschen ihre Fassaden glaubhafter gestalten als Andere. Dichtere, stärkere Mauern. Grelleres Licht.

Du, der du gerade diesen Text liest, könntest mir in einer halben Stunde gegenüber sitzen. Du würdest nie im Leben daran denken, dass ich mir vorstelle mir das Leben zu nehmen. Warum denn auch, ich mache ständig Witze, lache viel und bin so gar nicht der stereotypische 'Psycho'. Nun sitzen wir hier, unterhalten uns über das One-Night-Stand vom letzten Wochenende, lachen, machen Witze, und während ich dir ins Gesicht lache stelle ich mir vor mir die Pulsadern aufzuschneiden.


Bilde dir nicht ein erkennen zu können ob es einer Person gut geht oder nicht. Wir alle sind Schauspieler die eine bestimmte Rolle, einem bestimmten Platz in diesem Theater einnehmen. Nicht mehr, nicht weniger. Und hinter die immer aufsitzende Maske einer Person kannst du nur gucken, wenn diese es zulässt. Es gibt keine andere Möglichkeit.



p.s. Es tut mir leid, dass es in letzter Zeit relativ wenige Einträge gab. Ich bin im Moment sehr beschäftigt, und komme nur selten dazu meine Gedanken auf Papier zu bringen. Des weiteren habe ich genug 'Dinge', die mich ablenken, sodass ich mich meinen Ängsten nicht stellen muss (ich weiß selbst nicht, ob dies gut ist). Jedoch werde ich nicht aufhören euch mein Leiden mit einer melancholisch-aggressiv-revolutionären Geisteshaltung mitzuteilen ;)